Katzen Kapitel 2

Diese Serie entstand zwischen 2013 und 2017 auf Pappe im 20×20-Format nach einem einfachen Prinzip: nach einem ersten Entwurf wird die Pappe um 90 oder 180 gedreht und das Motiv noch einmal über die noch feuchte Farbe gemalt. Dadurch entsteht erstens ein Bildhintergrund (zunächst) in den selben Farben und zweitens vermischen sich die Farben in neuen, ungeahnten Nuancen. Wie unter der Überschrift „Katzen“ üblich füge ich einen weiteren Dialog mit dem Kater Camus hinzu.

Buckeljucken

K legt eine CD ein. Alle Regler nach links. Es ertönen die „Manic Street Preachers“. Walisische Rockmusik.
Camus liegt auf dem Sessel. Dreht ein Ohr in die Lehne, das andere drückt er seine Pfote.

Camus (schreit): Was ist denn das für ein Krach!
K: Manic Street Preachers. Eine in diesem Hause bei Deinem Bediensteten sehr angesagte Band aus Britannien.
Camus: Gepriesen sei deine Lektüre der Asterix-Hefte, die auf deinen Sprachstil eine nicht zu überhörende Wirkung haben. Unüberhörbar ist auch dieser Krach. Ich bin müde. Ich habe die halbe Nacht die Gegend patrouilliert und die andere Hälfte dich davon zu überzeugen versucht, mir etwas zu Fressen zu geben. Jetzt habe ich meinen Schlaf nötig. Schalte das ab! Sofort!
K: Ich habe den ganzen Tag gearbeitet und brauche jetzt diesen Stimmungsaufheller. Etwas zum Mitsingen. Das Singen, das wird es bringen.
Camus (zu sich selbst): Jetzt reimt er auch noch.
K: Das war ein Zitat. Robert Gernhardt – Das Mäusegedicht.
Camus: Robert kann mich gern hart haben.
K:
‚Und dräut die Katze noch so sehr
Sie kann uns nicht verschlingen
solange wir unverzagt
von allem, was noch ungesagt
von Lust und Frust
von Frist und List
und dem, was sich sonst noch sagbar ist
nicht schweigen, sondern singen
Das Singen wird es bringen!‘
Camus: Das ist verbale und thematische Umweltverschmutzung. Reines Geschwätz. Ihr Menschen müsst endlich lernen euch kurz und präzise auszudrücken, wie wir unter uns Katzen: ein gezielter Strahl Urin und alles ist gesagt. Bei bedeutenden Themen vergräbt man halt eine Kackwurst. Ansonsten ist man zurückhaltend und geht sich nicht auf den Sack. Kannst Du jetzt die Musik abstellen?
K: Nein! Die Welt ist komplex und zugleich so einfach. Das lässt sich nur in der Poesie abbilden. Deswegen ist Musik so schön, deswegen sind Gedichte so universal.


K spielt Luftgitarre und posiert vor Camus‘ Sessel.

Camus: Und sag mal, dieser Robert Gernehart ist ein Poet?
K: War. Leider schon tot. Hat auch gezeichnet. Ursprünglich liebte er Katzen. In Italien ist ihm aber später im Leben eine Hündin zugelaufen. Seitdem war er Hundefreund.
Camus (schaut schläfrig an die Decke): Ich glaube, das ist der tiefere Sinn des sprichwörtlichen ‚vor die Hunde gehen‘.
K: Was?
Camus: Beides.
K: Wie?
Camus (erhebt sich und macht einen Buckel): Dieser italienische Hundeficker und Dein Gehampel. Ihr könnt mir beide den Buckel herunterrutschen.
K: Woher stammt aber diese Redewendung? (geht zum Bücherschrank und blättert in einem Buch.) Schade, der Ursprung ist nicht geklärt. Heißt aber so viel wie:‘ Lass mich in Ruhe‘.
Camus: Genau. Kannst Du jetzt die Musik ruhig stellen?
K: Nein, denn ich habe einen breiten Buckel. Und glaub gar nicht, dass ich vor dir den Buckel krumm mache. Ich habe so einiges auf dem Buckel und ich brauche mir selbigen nicht freizuhalten!
Camus: Ich glaube Dein Buckel juckt!
K: Den Buckel halte ich Dir hin!
Camus: Ich gehe jetzt. Wir sprechen uns morgen früh. Da haue ich dir den Buckel voll, wenn kein Fressen im Napf ist.

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