Die Vogelwelt des Jonathan Franzen in „Das Ende vom Ende der Welt“ – letzter Teil: Antarktis

Im vorletzten Essay seines Buches „Das Ende vom Ende der Welt“ nimmt uns Jonathan Franzen mit auf eine Reise in die Antarktis. Hier begegnen wir vor allem Pinguinen, die sich vor Menschen nicht fürchten.
„Als ich mich auf den Boden setzte, kamen mir die Königspinguine so nah, dass ich ihre glänzenden, fellartigen Federn hätte streicheln können. Struktur und Farbe ihres Gefieders waren von einer Hyperfrische und Hyperlebendigkeit, wie man sie eigentlich nur wahrnimmt, wenn man unter Drogen steht.“ (Seite 236).

Königspinguine – Von Ben Tubby – flickr.com, CC BY 2.0

„Jeder liebt Pinguine. Wegen ihrer aufrechten Haltung und Bereitschaft, sich auf den Bauch zu werfen, ja wegen der schleudernden Gesten ihrer armgleichen Flossen, der Kürze ihrer Schritte, der Art, wie sie gehen oder verwegen auf ihren fleischigen Füßen trappeln, ähneln sie Menschenkindern mehr als jedes andere Tier, die Menschenaffen nicht ausgenommen.“ (Seite 236).

Höhepunkt der Reise ist die Sichtung eines Kaiserpinguins. „Als ich am Schauplatz ankam, richteten dreißig orange bejackte, stehende oder knieende Fotografen ihre Linsen auf einen sehr großen, sehr gut aussehenden Pinguin, der ihnen sehr nah war. “ (Seite 230) Kaiserpinguine werden zwischen 100 und 130 cm groß!

Kaiserpinguin Von Christopher Michel – Antarctica, CC BY 2.0

„Der Kaiserpinguin schien eine Pressekonferenz zu halten. Während hinter ihm eine Schar Adéliepinguine auftauchte, wachsam wie ein Betreuerstab, stellte er sich dem Pressekorps in gelassener Würde. Nach einer Weile gönnte er seinem Nacken eine gemächliche Dehnung. Dann demonstrierte er Gleichgewichtssinn und Beweglichkeit, meisterhaft, und ohne angeberisch zu wirken, kratzte er sich mit dem einen Fuß hinter dem Ohr, wobei er vollkommen aufrecht auf dem anderen stehen blieb. Und schließlich, als wolle er betonen, wie wohl er sich mit uns fühlte, schlief er ein.“ (Seite 230)

Adéliepinguin Von Jerzy Strzelecki – Eigenes Werk, CC BY 3.0

Eine Königspinguinkolonie erinnert Jonathan Franzen an eine schlaftrunkene Megalopole: „Auf den Durchgangsstraßen patrouillierten die Weißgesicht-Scheidenschnäbel, seltsame schneeweiße Vögel mit dem Körper einer Taube und den Gewohnheiten eines Geiers. Selbst die erstaunlichen Laute, die die Königspinguine von sich gaben – sich hochschraubende Fanfarenschreie, die ein bisschen wie ein Dudelsack, ein bisschen wie eine Partytröte und ein bisschen wie das Jaulender-Hund-Geräusch in manchen Flugzeugen klingen, aber eigentlich mit nichts, dass ich je gehört habe, vergleichbar sind -, hatten eine wohltuende Wirkung, wenn Tausende Pinguine in der Ferne sie zusammen von sich gaben.“ (Seite 238)


Das war der letzte Teil meiner Serie „Die Vogelwelt des Jonathan Franzen in ‚Das Ende vom Ende der Welt'“. Mir hat die Recherche viele visuelle Einblicke in Vogelwelten offenbart, die für mich geographisch unerreichbar sind. Das hat die Lektüre des Buchs zwar auch, aber die Bilder veranschaulichen die Vielfalt eindringlich. Zum Glück gibt es die Wikipedia, auf der Menschen ihre sensationellen Fotos zur Verfügung stellen. Ich hoffe ich habe den Copyrightangaben Genüge getan. Alle Fotos, die ich in der Beitragsserie verwendet habe, habe ich der Wikipedia entnommen.

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