Ich male mir einen Distelfinken – Stigitt!

Seit ich Donna Tartts Roman „Der Distelfink“ gelesen habe, wollte ich das Bild von Carel Fabritius nachmalen, das ja nicht nur titelgebend für das Buch, sondern auch eine Art Fixpunkt für den Protagonisten und die Handlung ist. Nachmachen ist ja cool, wenn man es kann. Alternativ gibt man so eine Kopie im Internet für 140 € in Auftrag (sic!).

Nachmalen ist einfacher gedacht als gemalt. Das fängt schon mit den Farben an, denn welche Farben sind es denn, die Fabritius verwendet hat? Je nach Art und Qualität des Fotos oder des Drucks sind die Schatten auf dem „Original“ grün oder blau, der Hintergrund mal gelblich und mal grau. Man hat es schon bei der Analyse nicht leicht, und nach der Entscheidung für den Farbton scheitert man am Mischen der richtigen Farben. Also verabschiedet man sich von der Farbgenauigkeit und stösst auf neue Probleme: Wie ist der Vogelkasten überhaupt aufgebaut? Welches Verhältnis haben die Körperteile des Vogels zueinander? Zu allem Überfluß malte Fabritius den Vogel aus einer Untenansicht, was ich auch noch nie gemacht habe.

Welche Farben hat der Distelfink? ZAMKRATZI wird der Distelfink auch im Bayrischen genannt, vermutlich, weil dieser Vogel so viele Farbtupfer verschiedener Farben hat, dass man meinen könnte, bei der Schöpfung sei die Farbe langsam ausgegangen und man habe die letzten Farben zusammenkratzen müssen, um des Distelfinks Gefieder zu kleiden. Bei Fabirtius erscheint sein Bauch- und Rückengefieder eher verschiedene Grautöne zu haben. In allen anderen bildlichen Darstellungen aus Vogelbüchern erscheinen diese Partien eher als weiß-braun.

Einigkeit besteht wohl aber darin, dass der Distelfink eine rot Maske trägt und an den Flügeln gelbe Schilde umrahmt von schwarzen Spitzen zeigt. Das legen auch Fotos aus Büchern nah.

Zwei Briefmarken fand ich, deren Gestalter den Distelfink auch so gesehen haben.

Diese beiden finde ich klasse – sie schauen so verschmitzt. Zurück zu Farbitius‘ Distelfink. Der schaut traurig. Oder unterstellt der Betrachter diese Stimmung nur, weil er erkennt, dass der Vogel gefangen ist? Distelfinken werden seit langem wegen ihrer Farbpracht gerne in Käfigen gehalten. Das düfrte einer der Gründe sein, warum Distelfinken seit dem Mittelalter auf bildlichen Darstellungen oft Eingang fanden: Sie waren als Modelle in der Voliere greifbarer als andere Vögel. Fabritius muss auch einen in seinem Atelier gehalten haben, der uns nun auf dem recht kleinen Bild entgegen blickt.

Merkwürdig: Ich bin erst für diesen Blogbeitrag auf die Idee gekommen, beide Abbildungen direkt nebeneinander zu stellen. Das ist sehr erhellend. Vielleicht doch eien Kopie bestellen?

Der Distelfink von Carel Fabritius – unser Bild des Monats

Unbehaupte dann, ich hätte es selbst gemalt….uehd! Da ich schon gemerkt habe, dass meine Fabritius-Kopie eher eine Enttäuschung wird, habe ich noch einen anderen Distelfinken angefangen. Der Trend geht zur eigenen Version….

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